Die Tore der Welt by Ken Follett

Die Tore der Welt by Ken Follett

Autor:Ken Follett
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2009-07-12T18:28:27+00:00


* * *

KAPITEL 44

Gilbert Hereford wurde vor dem geistlichen Gericht angeklagt, für schuldig befunden und von Prior Godwyn zu einer angemessenen Strafe verurteilt: Ihm sollte bei lebendigem Leib die Haut abgezogen werden.

Am Tag der Hinrichtung hielt Godwyn seine wöchentliche Besprechung mit Mutter Cecilia ab. Auch ihrer beider Stellvertreter nahmen teil: Subprior Philemon und Subpriorin Natalie. Während sie im Flur des Priorenhauses auf die Nonnen warteten, sagte Godwyn zu Philemon: »Wir können unsere Kostbarkeiten nicht länger in einer Kiste in der Bibliothek aufbewahren. Wir müssen die Schwestern überzeugen, eine neue Schatzkammer zu bauen.«

Philemon fragte nachdenklich: »Die von Brüdern und Schwestern gemeinsam genutzt wird?«

»So wird es wohl sein müssen. Etwas anderes können wir uns nicht leisten.«

Godwyn trauerte dem Ehrgeiz nach, den er als junger Mann entwickelt hatte, die Finanzen des Mönchsklosters neu zu ordnen und es wieder reich zu machen. Es war ihm nicht gelungen, und bis heute hatte er keine Erklärung für den Fehlschlag. Er war unnachgiebig gewesen und hatte die Bürger von Kingsbridge gezwungen, gegen ein stattliches Entgelt die Mühlen, Fischteiche und Gehege der Priorei zu benutzen, doch schienen sie immer neue Möglichkeiten zu finden, sich seinen Vorschriften zu entziehen — zum Beispiel, indem sie in den umliegenden Dörfern eigene Mühlen bauten.

Männer und Frauen, die beim Wildern oder Holzfällen in den Wäldern der Priorei ertappt worden waren, hatte Godwyn hart bestrafen lassen. Und er hatte sich den Schmeicheleien all derer widersetzt, die ihn dazu verleiten wollten, das Geld der Priorei auf den Bau weiterer Mühlen zu verwenden oder das Holz der Priorei zu vergeuden, indem er die Ansiedlung von Köhlern und Eisenschmelzern zuließ. Godwyn zweifelte nicht daran, dass sein Weg der richtige war, aber noch hatte er nicht das erhoffte Ziel erreicht, die Einkünfte des Klosters zu vermehren.

»Also könntet Ihr Cecilia um das Geld bitten«, sagte Philemon nachdenklich. »Es könnte seinen Vorteil haben, wenn wir unsere Schätze am gleichen Ort aufheben wie die Nonnen.«

Godwyn begriff, in welche Richtung Philemons verschlagener Verstand ihn leitete. »Aber das sagen wir Cecilia nicht.«

»Auf keinen Fall.«

»Also gut, ich werde ihr den Vorschlag unterbreiten.« »Da ist noch etwas«, sagte Philemon.

»Ja?«

»Im Dorf Long Harn gibt es ein Problem, von dem Ihr wissen solltet.« Godwyn nickte. Long Harn gehörte zu dem Dutzend Dörfern, die Zehnt und Lehnszins an die Priorei zahlten.

Philemon fuhr fort: »Es hängt mit dem Land einer Witwe namens Mary-Lynn zusammen. Nachdem ihr Gatte gestorben war, erklärte sie sich einverstanden, ihr Land von einem Nachbarn bewirtschaften zu lassen, einem Mann namens John Nott. Nun hat die Witwe wieder geheiratet und möchte das Land zurück, damit ihr neuer Gemahl es bestellt.« —

Godwyn war erstaunt. Es handelte sich um einen typischen Streit unter Bauern, viel zu banal, als dass es seiner Vermittlung bedurfte.

»Was sagt der Vogt?«

»Dass das Land wieder an die Witwe fallen muss, weil die Abmachung von vornherein als zeitweilig gedacht war.«

»Dann soll es so geschehen.«

»Nun, es gibt da ein Problem … Schwester Elizabeth hat einen Halbbruder und zwei Halbschwestern in Long Harn.«

»Aha.« Godwyn hätte sich gleich denken können, dass Philemons Interesse an dem Fall einen ganz bestimmten Grund hatte.



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